Montag, 20. Januar 2014

Wohnzimmerstudio im Ikeaschrank





**DIESER BLOG IST UMGEZOGEN AUF  www.theissen-fotografie.de**

Hallo zusammen,
nach vielen Ankündigungen bin ich heute endlich einmal dazu gekommen diesen Blogbeitrag zu schreiben. Eigentlich ist es nur ein Teil des ursprünglich geplanten Themas, den zweiten Teil werde ich später noch nachreichen.
Wie schon in der Überschrift angekündigt geht es um ein Wohnzimmerstudio. Allerdings nicht für Personen, es sei denn Ihr zählt Elfen zu Eurem Bekanntenkreis. Vielmehr geht es um Produktfotografie. Vorweg sei erwähnt, dass ich kein übermäßig guter Produktfotograf bin. Ich habe ja schon ein Problem mich als Fotograf zu bezeichnen. Die Idee zu diesem Beitrag und auch zu dem 2. Teil kommt von Twitter. Dort habe ich vor einigen Wochen  eine Diskussion verfolgt wo es um gute Ausleuchtung für Produktfotografie und Selbstportraits ging. Da ich eher selten solche Fotos brauche dachte ich aber es könnte durchaus interessant sein, sich mit dieses Thema zu beschäftigen. Als Ziel habe ich mir gesetzt, dies mit meinem vorhandenen Equipment umzusetzen und nicht groß neue Investitionen zu tätigen.
Als Unterbringung für dieses `Fotostudio´ habe ich ein Fach in dem in meinem Wohnzimmer beheimaten Ikea Expedit Regal auserkoren. Dieses soll doch tatsächlich in Deutschland öfters vorkommen, habe ich mir mal sagen lassen.
Zur Beleuchtung sollte mein Canon 430 EXII Systemblitz dienen.
Abrechnungen
Ich bin eigentlich im Studio kein Freund von weißen Hintergründen. Trotzdem entschied ich mich für die Auskleidung des Faches weiße Pappe zu nehmen. Warum ? Dazu später mehr.
Die Kosten für 4 Bögen Pappe lagen bei rund 5,00 Euro.
Dann begannen die Bauarbeiten
THF_MG-0928 
Das Fach wurde an den Seiten und an der Decke mit weißem Karton verkleidet. Die Rückwand und der Boden sind aus einem langen Streifen Pappe der im hinteren Bereich eine Hohlkehle bildet. Dies soll bei Fotos anschließend einen fließenden durchgehenden Hintergrund ergeben ( wie oben auf der Zeichnung angedeutet ). Den Blitz habe ich auf mein Kamerastativ geschraubt und in die rechte oberer Ecke fixiert. Auf dem Blitz montiert ist der `Standard´ Diffusor um das Licht über alle Flächen gleichmäßig zu verteilen.
THF_MG-0988    THF_MG-0982
THF_MG-0936
Nach einem Testschuss war schon mal zu erkennen, dass sich eine schöne durchgängig weiße und ausgeleuchtete Fläche ergibt.
Der Rohbau war nun fertig, jetzt ging es darum für das perfekt Licht zu sorgen.
Der Systemblitz wurde mittels meines Yongnuo YN-622C Funkauslöser angesteuert. Dieser kann, wie auch der Blitz, E-TTL. Der Blitz kann sich somit automatisch der Beleuchtungssituation anpassen. Nun dachte ich mir ich kann das ja mal auf die Spitze treiben und einen schwarzen Gegenstand auf weißem Grund Fotografieren, eine Echte Herausforderung.
Erster Versuch. Fotografiert wurde im Av Modus gestellt
( Blendenvorwahl/Zeitautomatik ), Blitz wie schon gesagt E-TTL.

THF_MG-1200
Das Ergebnis war recht ernüchternd. Aber warum ist das so ?! Meine Erklärung und ich lasse mich da gerne belehren ist, dass die Automatik des Blitzes und die Kamera versuchen das Bild ausgewogen zu beleuchten. Hier durch wird der weiße Hintergrund so weit abgedunkelt das der Abroller in Schwarz absäuft. Konturen oder Flächen sind nicht mehr zu erkennen. Die Graufärbung des Hintergrundes kommt durch die Messmethode der Kamera. Kameras messen die Belichtung in einem Spektrum von neutral grau. Wenn man eine weiße Fläche weit genug abdunkelt erscheint diese auf dem Foto grau. Schwarze/Weiß Kontraste sind für Kameraautomatiken schwer zu realisieren.
Fazit: Automatik funktioniert so einfach nicht !
Zweiter Versuch. Grundeinstellungen sind die gleichen. Diesmal jedoch wurde vor der Aufnahme mittels des Messwertspeichers die Belichtung mit der Kamera auf die dunkele Vorderseite des Abrollers gemessen. Die Kamera bzw. der Blitz sendet hierzu einen Vorblitz zur Messung aus. Der gemessene Wert wird nun in den Messwertspeicher geschrieben und für die nächste Aufnahme verwendet. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht.
THF_MG-1199
Na dass sieht doch schon mal viel besser aus. Das Weiß erscheint nun Persilmäßig und die Flächen haben durchaus Struktur und man kann Konturen erkennen. Dadurch das nun die Belichtung auf eine dunkele Fläche gemessen wurde blinkte mich das Display nach der Aufnahme über fast den kompletten rechten Bereich als Überbelichtungswarnung an. Das ist ein Resultat das hier die dunkle Fläche als Referenz für die Belichtung genommen wurde. Der Blitz gibt nun so viel Licht, das die helleren Bereiche überbelichten.
Fazit: Man kann damit Leben, da die überbelichteten Flächen weißer Hintergrund sind.
Dritter Versuch. Diesmal habe ich das Licht mittels Belichtungsmesser eingemessen. Ganz wie im Studio. Die Kamera stand auf Manuellem Modus 1/125 Sek. Blende lt. Belichtungsmesser f6,3. Der Blitz ebenfalls Manuell 1/32 Leistung.
THF_MG-1201
Das ist ja schon fast perfekt. Die schwarzen Flächen kommen hier wesentlich satter heraus. Der grüne Kern des Klebestreifens wirkt auch kräftiger. Die Kanten wirken nicht ganz so angefressen durch die Überstrahlung des Lichtes aus dem zweiten Versuch.
Fazit: Fast perfekt !

Diese Art der Belichtungsmessung ist nun aber schon sehr fortgeschritten. Nicht jeder nennt einen Handbelichtungsmesser sein eigen. Man kann dies aber auch durch ausprobieren einstellen.
Kamera und Blitz in den manuellen Modus. Belichtungszeit auf 1/125 Sek. um eventuelles Umgebungslicht auszublenden. Blende je nach gewünschten Tiefenschärfe Effekt wählen. Den Blitz anfangs auf 1/8 Leistung. Dann die Blitzleistung so lange nach oben oder unten anpassen, bis das Bild den Wünschen entspricht. Falls Ihr so etwas öfter macht oder das ganz Professioneller machen wollt, empfehle ich aber sich über den Erwerb eines Blitzbelichtungsmesser Gedanken zu machen. Reine Blitzbelichtungsmesser kosten nicht viel und sind auch gebraucht schon als Schnäppchen zu bekommen.
Als letzten Versuch habe ich das ganze noch mit eingebauten Kamerablitz getestet. Der Systemblitz war ausgestellt und die Kamera im Av Modus ( Blendenvorwahl/Zeitautomatik ).
THF_MG-1202
Als Variante für den Betrieb ohne eines Externen Blitzes durchaus brauchbar finde ich. Man erkennt aber doch, das dass Licht Frontal auf den Abroller trifft und etwas platt wirkt. Auch kommt hier wieder ein wenig der Effekt grauer Hintergrund hervor.
Fazit: Brauchbar.
An dieser Stelle möchte ich gerne noch einmal die Bemerkung aufnehmen, warum alle Flächen weiß ausgekleidet sollten.
Zum ersten natürlich, damit sich das Licht gleichmäßig und schön um das Objekt herum verteilt.
Zweiter und fast noch wichtigerer Grund ist aber, das alle Flächen eine gleichmäßige Farbe erhalten. Bei dem Beispiel hier sieht man z.B. das die senkrechten und waagerechten Flächen des Abrollers durch die weiße Pappe eine schöne homogene Farbe bekommen. Bei Spiegelnden Flächen wird dieser Effekt natürlich noch deutlicher. Die einzige schwäche ist die Frontseite der Lichtbox. Hier wird gnadenlos alles an Farbe reflektiert was von Außen in die Box fällt.

So nun aber ein paar Ergebnisse von diversen Produkten die ich gefunden habe.
THF_MG-1158


Hier erkennt man sehr schön wie an dem Deckel die Außenseite der Box ( hier der schwarze Balken ) reflektiert wird.




THF_MG-1171 THF_MG-1163 THF_MG-1166
THF_MG-1002  THF_MG-0990
THF_MG-1183  THF_MG-1175
THF_MG-1179
Man könnte jetzt als Aufrüstung noch einen zweiten Blitz auf die andere Seite der Box positionieren, um noch etwas die Schlagschatten zu entfernen. An sich denke ich aber, dass die Bilder durchaus zu gebrauchen sind. Auch kann man mittels Dauerlicht die Beleuchtung ermöglichen, hier ist dann aber eventuell auch der Weißabgleich nicht ganz einfach.
Ähnliche Effekte kann man auch mit einem sogenannten Lichtzelten erzielen, die im Prinzip genau das gleiche machen. Diese Zelte kosten je nach Ausführung zwischen 14,00 und 100,00 Euro. Für mich persönlich und meinem gelegentlichen Bedarf an Produktfotos ziehe ich meine Variante vor. Diese steht auch nicht im Weg.
Ich hoffe ich konnte Euch mit meinen Ausführungen dieses doch Interessante Thema etwas näher bringen. Der eine oder andere kann eventuell auch etwas mit diesen Lösung- und Gedankenansatz anfangen.
Gerne stehe ich natürlich für weitere Ansichten und Meinungen zur Verfügung.
Hinterlasst einen Kommentar oder schreibt mir eine Mail, ich freue mich in regen Gedankenaustausch mit euch zu treten.
Demnächst folgt dann noch der zweite Teil über Selbstportraits.
Dann bis zum nächsten mal und immer gutes Licht.

Tim

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